Lähmungserscheiungen nach einem Schlaganfall
Schlaganfall. Diese Diagnose ist für viele Betroffene ein Schock. Dabei kann es eigentlich jeden treffen.
Rund 270.000 Fälle treten jährlich allein in Deutschland auf. Der Schlaganfall ist vor allem deshalb so
gefürchtet, weil er nicht nur eine akute Gefahr darstellt, sondern auch, weil er oftmals langfristige Schäden
verursacht. Diese zu bekämpfen kann mehrere Monate oder Jahre in Anspruch nehmen, wobei auch bei einer
erfolgreichen Therapie der ursprüngliche Gesundheitszustand nicht immer wieder hergestellt werden kann.
Bei einem Schlaganfall (in der Fachsprache Apoplex genannt), handelt es sich um eine Durchblutungsstörung im
Gehirn.
Meistens kommt diese aufgrund einer Verengung oder Verstopfung eines Blutgefäßes zu Stande. Dadurch können manche
Abschnitte des Gehirns nicht mehr mit Blut versorgt werden, man spricht in diesem Fall von einer Ischämie oder
einem ischämischen Infarkt. Durch die Unterversorgung sterben die Zellen im betroffenen Gebiet nach und nach
ab.
Zu der Verstopfung kommt es in der Regel in Folge einer Embolie. Darunter versteht man ein Blutgerinnsel,
welches in einem anderen Gefäß im Körper entstanden ist und sich dann von der Gefäßwand gelöst hat. Das Gerinnsel
wird dann vom Blutstrom solange weiter gespült, bis die Gefäße so eng werden, dass der Embolus stecken bleibt.
Bei Schlaganfällen kann ein solches Blutgerinnsel zum Beispiel aus dem linken Vorhof des Herzens oder aus der
großen Halsarterie kommen (Arteria carotis). In der Regel ist der Schlaganfall dann Folge einer anderen Erkrankung
wie Vorhofflimmern oder Arteriosklerose. In wenigen Fällen kann es auch zu einem hämorrhagischen Infarkt kommen,
der im Prinzip genau das Gegenteil des ischämischen Infarkts darstellt.
Oftmals handelt es sich dabei um eine sogenannte intrazerebrale Blutung, also um eine Blutung innerhalb der
Hirnmasse. Diese hämorrhagischen Infarkte machen allerdings nur einen recht kleinen prozentualen Anteil der
Schlaganfälle aus.
Der ischämische Infarkt wird in verschiedene Verlaufsformen eingeteilt. Die erste und ungefährlichste ist die
transischämische Attacke, oftmals nur kurz als TIA bezeichnet. Diese dauert meist nur wenige Minuten und basiert
auf einer neurologischen Fehlsteuerung der Gefäße oder einer Mikroembolie. Beim ischämischen Schlaganfall dagegen
kommt es zu einem dauerhaften Verschluss des betroffenen Gefäßes.
Da die Zellen im betroffenen Gebiet unterversorgt oder sogar schon abgestorben sind, kommt es zu neurologischen
Ausfällen. Dies äußert sich meistens in Form von halbseitigen Lähmungen, sogenannten Hemiparesen. Dadurch können
Betroffene den Arm oder das Bein auf einer Seite nicht mehr heben bzw. können zum Beispiel einen Händedruck auf der
gelähmten Seite nicht richtig erwidern.
Genauso hängen meistens Mundwinkel und Augenlid auf einer Seite nach unten und die Person kann nicht mehr
deutlich sprechen. Zusätzlich versucht der Körper die Durchblutungsstörung auszugleichen und erhöht den Blutdruck.
Um diese Symptome zu überprüfen, wird das FAST-Schema verwendet.
F steht für Face, der Patient soll versuchen zu lächeln oder die Stirn runzeln.
A bedeutet Arms, der Betroffene soll beide Arme nach vorne strecken und mit beiden Händen zudrücken.
Das S steht für Speech, der Patient soll irgendeinen Satz sagen. Am besten fragen Sie ihn nach dem Tag, der
Adresse oder seinem Geburtstag, so können Sie direkt feststellen, ob der Patient noch gut orientiert ist.
Das T steht für time. Bei einem Schlaganfall, egal bei welcher Form, ist es essentiell schnell zu handeln.
Werden die beschriebenen Symptome beobachtet, sollte ohne zu zögern en Rettungswagen gerufen werden, denn je länger
ein Schlaganfall unbehandelt bleibt, desto mehr Zellen sterben ab. Deshalb gilt: Time is brain.
Im Krankenhaus wird meist eine Thrombolyse-Therapie durchgeführt, bei der das Blutgerinnsel aufgelöst wird,
sodass wieder Blut in das unterversorgte Gebiet gelangt. Damit ist das Problem aber noch nicht gelöst.
Die Zellen, die im Zentrum des geschädigten Gebiets liegen sind oft schon abgestorben, man kann sie also nicht
mehr retten. Um diese abgestorbenen Zellen herum liegt die Penumbra. Das sind unterversorgte, geschädigte Zellen,
die sich durch die Durchblutung wieder regenerieren können. Die Therapie zielt darauf ab, so viele dieser Zellen zu
retten wie möglich, sodass die bleibenden Schäden gering gehalten werden.
Im Anschluss erfolgt die Rehabilitation, welche zahlreiche physiotherapeutische, ergotherapeutische und
logopädische Behandlungen beinhaltet. Dabei können viele Patienten einen großen Teil ihrer verlorenen alltäglichen
Bewegungsabläufe wieder erlernen.
Die Rehabilitation wurde eigentlich nach ungefähr sechs Monaten als beendet angesehen. Eine neue Studie hat
jedoch gezeigt, dass die Maßnahmen auch darüber hinaus durchaus noch sinnvoll sind. So konnten auch viele
Patienten, deren Schlaganfall schon ein oder zwei Jahre zurück liegt, noch große Erfolge erzielen und Fähigkeiten
zurückgewinnen.
Bei einem Schlaganfall ist also einerseits schnelles Handeln erforderlich, um den Schaden so gering wie möglich
zu halten, andrerseits ist im Nachhinein einiges an Ausdauer gefragt. Betroffene Personen benötigen in dieser Zeit
viel Unterstützung aus ihrem Umfeld, um Fähigkeiten wieder zu erlernen oder um zu lernen, mit eventuellen
bleibenden Schäden umzugehen.
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