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Lähmungen nach Sepsis

Ständig ist der Körper allen möglichen Formen von Krankheitserregern ausgesetzt, seien es nun Viren, Bakterien, Pilze oder andere Mikroorganismen. Meistens bemerkt man diese Erreger gar nicht, da das körpereigene Immunsystem sie sofort erkennt und eliminiert. Bei einer Sepsis gerät dieses System außer Kontrolle, was die Sepsis zu einer lebensgefährlichen Komplikation vieler Krankheiten macht.

Wird der Körper mit einem Krankheitserreger konfrontiert, werden viele sogenannte proinflammatorische Prozesse aktiviert. Die Summe all dieser Prozesse ergibt die Immunantwort, deren Ziel es ist, den Erreger zu eliminieren. Parallel muss aber immer auch das antiinfallatorische System aktiviert werden, welches der Gegenspieler des proinflammatorischen Systems ist.

Diese beiden Prozesse stehen immer im Gleichgewicht und regulieren sich gegenseitig. Der Körper kann dann das Gleichgewicht je nach Bedarf mehr in die eine oder mehr in die andere Richtung verschieben. Bei einer Sepsis kommt es zu einer fehlerhaften Regulation und dieses Gleichgewicht geht verloren. Die Immunantwort gegen den Erreger findet also viel zu stark statt und kann nicht mehr gebremst werden.

Dadurch kommt es typischerweise zu einer Weitung der Blutgefäße, wodurch das Blut in die Beine absackt und nicht mehr richtig im Körper verteilt werden kann. Man spricht dann von einem septischen Schock. Dadurch können die betroffenen Zellen in den Organen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und es kommt zu multiplem Organversagen. Besonders betroffen sind meist die Lunge, die Niere und die Leber.

Damit es zu solch einer Übersteuerung des Immunsystems kommen kann, muss dieses natürlich erst einmal durch einen Krankheitserreger aktiviert werden. In den meisten Fällen geschieht dies durch eine Infektion mit Bakterien im Rahmen einer anderen Krankheit. Häufige Beispiele für solche Erkrankungen sind die Pneumonie (Lungenentzündung), die Meningitis, die Urosepsis oder auch eingeführte Fremdkörper wie etwa ein Katheter.

Auch Infektionen im Bauchbereich sind besonders gefährlich, da die meisten Bauchorgane mit dem Bauchfell verwachsen sind. Breitet sich eine Infektion von einem Organ auf das Bauchfell aus, so wird sie recht schnell auf die anderen Bauchorgane verteilt. Allerdings können auch Abszesse und infizierte Wunden zu einer Sepsis führen.

Je nach Ursache können auch verschiedene Symptome beobachtet werden. Allgemein leiden die Betroffenen aber an hohem Fieber mit Schüttelfrost, einer hohen Atemfrequenz, einem schnellen Puls und an einem niedrigen Blutdruck. Zu Beginn ist die Haut meist sehr warm und rot, im Verlauf der Sepsis werden die Betroffenen aber oft bleich und kaltschweißig. Außerdem kommen häufig noch Übelkeit und Erbrechen sowie Durchfall dazu.

Ein Patient mit Verdacht auf eine Sepsis gilt immer als Notfall. Es wird meist versucht, so schnell wie möglich die Ursache der Sepsis auszumachen und die Funktion der Organe zu überprüfen und zu sichern. Daraufhin wird schnellstmöglich eine antibakterielle Therapie gestartet und der Kreislauf des Patienten stabilisiert. Diese Behandlung muss oftmals auf der Intensivstation erfolgen.

Dadurch, dass es sich bei der Sepsis um ein sehr vielschichtiges und unberechenbares Krankheitsbild handelt, welches den gesamten Körper betrifft, bleiben Betroffene nicht immer von Langzeitschäden verschont. Mitunter kann es zu einem Gewichtsverlust, zu Schlafstörungen und Alpträumen, zu Erinnerungslücken oder zu Störungen der Sinnesorgane kommen.

Auch die Erkrankung „Critical Illness Polyneuropathie/Myopathie“ kann nach einer Sepsis noch auftreten. Es handelt sich dabei um eine Schädigung der Nerven und/oder der Muskeln. Diese sind oft mit chronischen Schmerzen verbunden. Auch Lähmungen und Muskelschwächen können in diesem Rahmen auftreten. Aufgrund all dieser Langzeitschäden müssen viele der Patienten nach einer erfolgreichen Behandlung der Sepsis anschließend noch in die Rehabilitation oder andere Therapiemöglichkeiten aufsuchen.

Um eine Sepsis und ihre Folgen zu verhindern, ist vor allem eine schnelle Reaktion gefragt. Das bedeutet aber nicht, dass man ab sofort mit jeder Erkältung ins Krankenhaus fahren sollte. Treten jedoch mehrere der oben genannten Symptome auf, dann führt am Krankenhaus kaum ein Weg vorbei. Wer sich nicht sicher ist, kann zunächst seinen Hausarzt um Rat beten. Dieser kann die Situation besser einschätzen und über das weitere Vorgehen aufklären.

 

Dieser Beitrag wurde im Juni 2020 erstellt.